Ihr spielt mit dem Gedanken, als Tutor an eurer Uni anzufangen, seid euch aber noch unsicher? Wir haben einen Tutoren befragt, um euch einen Einblick in das Berufsbild zu verschaffen. 

 

Was sind die Vorteile am Tutoren-Job?

Das kann man so allgemein nicht wirklich sagen. Wenn man an einem angenehmen Fachgebiet arbeitet, hat man flexible Arbeitszeiten, man kann sich Freistunden im eigenen Uni-Alltag mit Arbeit füllen und ist direkt vor Ort. Man lernt durch den Job die Sachen, bei denen man die Leute unterstützt, selber besser und kann sie irgendwann aus dem Effeff – wobei wir hier von Tutoren in der Lehre reden, bei der Forschung kann es natürlich anders sein, das weiß ich nicht. Außerdem wird man einfach kommunikativer weil man viel mit Studenten und Kooperationspartnern kommunizieren muss.

Was ist nicht so toll?

Das einzige was mir einfällt, ist, dass man halt noch mehr in der Uni hängt und keine Strukturen und Prozesse in der freien Wirtschaft kennenlernt. Die Bezahlung, zumindest in Berlin, ist mit 10,98€ brutto die Stunde okay, wurde aber seit der Euro-Einführung nicht erhöht. 

Was machst du so als Tutor und was davon am liebsten?

Unterschiedliches – Bei Seminaren assistieren, Lehrveranstaltungen vorbereiten, Aushänge anfertigen, Studenten unterstützen und und und.

Am liebsten assistiere ich bei Seminaren, weil man dadurch lernt, gut vor Leuten zu sprechen und ich es mag mein Wissen zu vermitteln. Außerdem ist es schön, wenn man dann den typischen Lern-Alltag etwas aufrütteln kann. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel Eisbären und Pinguine vor einen Lavahintergrund gephotoshoppt. Es ging um Collagenerstellung und im Endeffekt ist ja egal, was genau man da erstellt, wichtig ist nur, die Skills dafür zu vermitteln. Sowas kommt dann auch meist gut an und das macht Spaß.

Was ist für dich die größte Herausforderung am Tutorenjob?

Bei sehr frei gestellten Aufgaben einzuschätzen ob der Weg auf dem sich die Studenten befinden, den Dozenten auch wirklich gefallen wird, gerade wenn es um kreative Arbeiten und Gestaltung geht. Dann frag ich die Dozenten meistens kurz nach ihrer Meinung.

Ist es komisch, Leute beraten zu müssen, die man privat kennt und mit denen man eventuell sogar befreundet ist?

Nein, es ist viel besser, das macht es eigentlich lockerer und angenehmer.

Nehmen sie dich denn dann auch ernst?

So ernst wie ich sie nehme. So sehr wie nötig, so wenig wie möglich. (lacht)

Wie gehst du damit um, wenn jemand zu dir kommt und du der Meinung bist, die Arbeit sei richtig schlecht? Wie löst man das am besten?

Manchmal muss man den Leuten schon ernsthaft sagen: „Ihr seid absolut auf dem Holzweg.“ Auch, wenn es drei Tage vor Abgabe ist. Idealerweise versucht man noch Schadensbegrenzung zu betreiben und Anreize in eine bessere Richtung zu geben.

Wie sicher fühlst du dich bei der Beratung anderer Studierender, die vielleicht sogar genauso weit oder weiter sind als du? 

Inzwischen relativ sicher, es kommt drauf an; Bei Aufgaben zu beraten, die sehr offen gestellt sind, finde ich schwieriger als bei klar definierten Aufgabenstellungen, denn bei letzteren kann man oft nach Erfahrungswerten gehen. Anfangs war das noch ein wenig verunsichernder, man will ja auch nicht Schuld daran sein, wenn jemand, der auf deine Kompetenz vertraut, dann schlechter bewertet wird als nötig. Wenn ich mal wirklich nicht weiter weiß, sage ich das auch ehrlich und frage Dozenten oder Kollegen oder rate den Studenten andere Tutoren zu fragen, die sich eventuell besser mit dem entsprechenden Themenbereich auskennen.

Alles in allem: Wem würdest du den Job als Tutor empfehlen?

Leuten, denen ihr Studium grundsätzlich Spaß macht und die gerne mit Leuten zu tun haben. Klingt ein wenig wischi-waschi, ist aber essenziell.