In gemütlicher Runde unter Freunden stellen wir ehrliche Fragen und kriegen ehrliche Antworten zu unterschiedlichen Studiengängen und Ausbildungen. Dieses Mal:
Phillip, 24, Azubi im 4. semester der Gesundheits- und Krankenpflege.
Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Vor etwa 1 1/2 Jahren hab ich ein FSJ absolviert in einem Wohnheim für psychisch beeinträchtigte Menschen, ich wollte einen Beruf machen, wo ich in Kontakt mit anderen Menschen trete, einen helfenden und beratenden Beruf, allerdings auch mit der Intention später auf ein Psychologiestudium umzusteigen. Viele machen die Ausbildung vor dem Studium. Etwas schade für den Beruf, weil es eigentlich eine sehr schöne Beschäftigung ist.
Was ist die größte Herausforderung an dem Ganzen?
Ich finde die größte Herausforderung ist, mit dem geringen Personal klarzukommen. Als Azubis werden wir deshalb oft als Ersatz für fehlende examinierte Pflegekräfte eingesetzt. Wenig Personal bedeutet auch, dass sie (insbesondere die Praxisanleiter) weniger Zeit für die Azubis haben, was wiederum bedeutet weniger Zeit für Anleitung und aber gleichzeitig auch, dass wir als Ersatz für examinierte voll ausgebildete Kräfte einspringen sollen. Abgesehen davon kommt in der Pflege oft das Gefühl auf, den Erwartungen anderer kontinuierlich entsprechen zu müssen, sei es denen der Patienten, der Kollegen, der Angehörigen oder auch der eigenen. Schließlich kommt fast jeder, der etwas medizinisches machen möchte machen will, mit einem gewissen Idealismus in diesen Beruf. Dann kommt es of zu einer Diskrepanz zwischen dem, wie man den Beruf ausüben möchte und das was einem die Umstände erlauben.
Hast du denn das Gefühl damit auf dem richtigen Weg zu sein?
Es ist definitiv das, was ich machen will. Allerdings ist das jetzige Klima im Krankenhaus so stressig, dass man sich echt umsehen muss, in welchen Bereich und welche Einrichtung man gehen möchte.
Welche Momente bestätigen dich in deiner Berufswahl?
Was immer sehr schön ist: zu beobachten, wie die Patienten durch gute Pflege wieder genesen und ihrer Dankbarkeit dann Ausdruck verleihen. Es ist auch ein Beruf, der viele interessante Tätigkeiten einschließt, wie Wundmanagement, Medikamentengabe inklusive Infusionen, Anleitung, psychosoziale Betreuung, etc.
Aber was für mich das A und O ist (und das gilt eigentlich für jeden Beruf): das Team. Wenn das Team zu einem selbst passt, es in guten wie auch schwierigen Situationen hinter einem steht und man mit ihm viel Spaß hat, ist es mindestens schon die halbe Miete.
Also: Die Momente, wo die Patienten durch gute Pflege wieder genesen und ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen. Die Momente, wo man das Gefühl hat, ein eingespieltes Team mit den Kollegen zu sein und deren Lob erntet. Die Momente, in denen man was neues spannendes gelernt hat bzw wo man das erlernte in der Praxis adäquat ausübt und man gute pflegerische Arbeit nach Schule leistet.
Gab es mal ein besonders schönes Erlebnis?
Ein Einzelnes kann ich dem Sinne gar nicht nennen, weil es oft besonders schöne Ereignisse gibt, die einen in der eigenen Berufswahl bestätigen. Was generell besonders schön ist, ist, wenn Patienten so zufrieden mit meiner Arbeit sind, dass sie sogar explizit nach mir fragen, obwohl ich nur Azubi bin.
Geht dir der Job manchmal auch persönlich an den Magen?
Man erlebt natürlich einige sehr traurige und tragische Geschichten, aber letztendlich bin ich jemand der sehr zielorientiert ist, eine für mich angemessene professionelle Distanz wahren kann und sich selbst versucht zu sagen: ok so ist es halt, der hat jetzt dieses und jenes Problem und daran möchte ich mit meinen Patienten gemeinsam arbeiten um es zu lösen oder zumindest die Beschwerden zu lindern.
Was für Traits sollte man mitbringen?
Sinnvoll ist es, wenn man generell jemand ist, der sehr interessiert an umfangreichen medizinisch-pflegerischem Wissen ist und man eine stark ausgeprägte soziale Ader hat. Was ich persönlich auch äußerst wichtig finde: Die Fähigkeit, gezielt Nein sagen zu können, einfach für die eigene Psyche. Oft haben Pflegende das Gefühl es allen recht machen zu müssen. Ein sehr stressiger Job, bei dem viel gefordert wird und da muss man klar abgrenzen können: Was sind meine Aufgaben, was sind meine Ideale, was ist notwendig und was nicht?
Wem würdest du das Berufsfeld empfehlen?
Die Pflege ist an sich ein sehr schöner Beruf, bei dem man sehr flexibel sein kann (und oft auch sein muss – sei es aufgrund von Schichtarbeit, unerwarteter Vorkommnisse usw.).
Leuten, die die Abwechslung und die Herausforderung mögen, gut mit anderen Menschen arbeiten können und sich immer wieder gerne neues Wissen aneignen, kann ich diesen Beruf nur empfehlen.