In gemütlicher Runde unter Freunden stellen wir ehrliche Fragen und kriegen ehrliche Antworten zu unterschiedlichen Studiengängen und Ausbildungen. Dieses Mal: 

 

Sarah, 20, studiert im 4. semester BWL an der HU Berlin.

 

Die Standard Frage zuerst: Wieso hast du dich für dieses Studium entschieden?

Weil ich bei meinen Eltern im Betrieb einsteigen will und da natürlich den Durchblick haben möchte – ich will das Unternehmen ja nicht gegen die Wand fahren und auch neue Ideen reinbringen. Außerdem hatte ich in der Schule ja auch Wirtschaft und fand das mega interessant. 

Was man ja nun eigentlich wirklich wissen will: Wie ist deine Auslastung so?

Die letzten drei semester war es schon echt krass, wieviele Wochenstunden wir hatten etc. Jetzt merkt man langsam, dass es etwas abebbt. Ich hab mir das aber auch bewusst so gelegt, damit ich in späteren Semestern schon teilzeit etwas mitarbeiten kann. Am Anfang waren es jeden Tag so 6-8 std. Jetzt hab ich zwei Tage in der Woche frei und maxinmal 6 Blöcke die Woche, also 12 Stunden.

Sei mal ehrlich: Was hasst du am meisten an deinem Studium?

Boah, also in erster Linie, dass es sehr mathematisiert ist, vor allem auch an unnötigen stellen. Wir haben so oft Situationen, in denen wir Formeln aufstellen, die in der Realität never ever so vorkommen würden. Ich weiß halt von Klein auf was da so abgeht im Unternehmen – in der Praxis würde man das nie so machen.

Hast du dafür ein Beispiel?

Ja, wir haben einen Personalökonomiekurs, da berechnen wir dann:  Wir haben einen Arbeitnehmer, wieviel Lohn müssen wir dem zahlen, damit er für uns arbeitet, wieviel Prämien etc. So würdest du da in der Praxis da überhaupt nicht rangehen, um den Lohn zu bestimmen. Zumal man die meisten Werte, die uns in solchen Aufgaben dann gegeben werden, wie zum Beispiel persönliche Präferenzen und Neigungen des Arbeitnehmers, in der realen Situation meist gar nicht hat. Eigentlich ist der Kurs sehr interessant, aber das ist einfach super unnötig.

Was gefällt dir im Gegenzug denn richtig gut an deinem Studium?

Mir gefällt gut, dass wir während des Semesters nicht viel zu tun haben – kaum Präsentationen, Hausarbeiten etc. Es ist sehr selbstgeleitet, man entscheidet selber was man im Semester nun macht. Am Ende des Jahres werden dann Klausuren geschrieben, das gefällt mir so eigentlich auch ganz gut. Man merkt halt, dass die Pflichtkurse sehr schwer sind, aber die Wahlkurse sind super interessant und auch praxisnäher. Da hat man eine große Auswahl. Es gibt oft Möglichkeiten mal reinzuschnuppern und sich dann innerhalb des Studienfaches zu spezialisieren und seine genauen Interessen zu finden während des Bachelors.

Was ist denn Das Schlimmste, dass dir im Studium je passiert ist? Gibt’s da vielleicht auch eine lustige Anekdote?

Da fallen mir zwei ein: letzte Woche saß ich ein einer Übung, und mir war langweilig, ich guck also auf mein handy und da fällt mir so ein, dass ich auf dem Weg zur Uni gerade ein Hörbuch beendet hatte. Ich gucke also nach Hörbüchern, und dann hab ich aus Versehen auf eins geklickt und es ging los. Auf voller Lautstärke! *schüttelt sich, nimmt noch einen Schluck von ihrem Drink* Und alle anderen waren total leise, weil wir gerade etwas abgeschrieben haben, das war megapeinlich. *lacht*

Dann das andere war eine Klausur die so mega anders war, als das was uns angekündigt wurde, der Professor hat uns so ins Messer laufen lassen. Ich hab einfach nichts verstanden, die Aufgaben waren so merkwürdig und ANDERS formuliert, und ich hab so viel gelernt, da hab ich mich geärgert. Und hinterher kam dann von den andern: „Was gehst du auch in den Kurs, der macht das immer so.“ *Einrufe aus der Gruppe: „Boah sowas hass ich total“ – „Das war bei mir im Abi ähnlich, war richtig beschissen“* – Ja, total und man sitzt bei dem einfach da und merkt richtig, dass ihm das ganz egal ist, ob wir was bestehen oder nicht. *stellt resigniert ihr Glas ab*

Und das Beste?

Also wir können BZ – berufsbezogene Zusatzqualifikation – wählen und in diesen Kursen kommt man viel mit Leuten zusammen, von anderen Unis und die auch was anderes studieren oder einen Kombibachelor machen und ich fand es so krass was die alles erzählt haben, weil ich mich vorher ja nicht mit so vielen Leuten unterhalten habe und die dann genau das erzählt haben, was ich schon an Erfahrungen gemacht habe. Das war irgendwie gut es auch mal von einer anderen Seite bestätigt zu bekommen. Diese BZ Kurse holen einen auch wieder auf den Boden runter weil du da halt wieder richtig Praxis hast. Es soll dich halt auf den Beruf vorbereiten und das hat megagut funktioniert. Es ist auch lustiger, die haben da auch mehr mit den Studenten zu tun und haben das Feedback schon tausendmal gehört. Deshalb ist das Ganze sehr gut gestaltet.

Wem würdest du das Studium empfehlen, wem davon abraten?

Also was ich nicht verstehen kann,  ist wenn Leute BWL macht, weil ihnen nichts anderes einfällt, ich kann nämlich nicht nachvollziehen, wie man das so durchhalten kann. Ich schaff das nur, weil ich ein bestimmtes Ziel vor Augen habe und weiß, dass ich das dafür brauche. Außerdem habe ich einen Bezug dazu, und weiß was ich wirklich brauche, welche Kurse ich belegen sollte etc. Man kann BWL auf jeden Fall nicht „einfach mal so“ machen – Gerade Mathe. Ich hatte Topnoten in Mathe und es ist für mich so schwer – ich komm da ja kaum mit.

Andersrum würde ich es Leuten empfehlen, die ein festes Ziel vor Augen haben : Du brauchst einfach einen Ansporn um das durchzuziehen. Vieles macht Spaß, aber mindestens genauso Vieles ist einfach hart und „du musst es machen“. Wir haben jetzt zB. Ökonometrie –

What? Sorry was ist das denn??

*lacht* Eigentlich ist es interessant – das ist so ziemlich die Anwendung der Statistik. Du hast da Programme und speist die mit den Daten und die spucken dir dann Ergebnisse aus. Ökonometrie sollte also eigentlich so sein: „Oh, alles was wir in Statistik gelernt haben, macht jetzt Sinn.“ Aber nein! Es ist so wirr, total over the top, einfach nicht mehr greifbar. 

Leuten, die sagen: „Ich würde schon gerne BWL studieren, aber ich hab Angst vor dem vielen Mathe“ – Was würdest du denen sagen?

Ich würde sagen: „Geh nicht an die HU.“ Ich wusste ja worauf ich mich einlasse, ich wollte einfach da hin und hab mir jetzt nicht speziell angeguckt welche Vorteile es da gibt. Ich bin auch voll froh, dass ich das mache, es macht mir auch Spaß. Wenn du Angst vor Mathe hast, dann geh nicht an die HU – ich war immer gut in Mathe und:  es ist echt nicht witzig. Ich weiß nicht welche Leute das verstehen. Es ist hammerhart und wirklich schwer. Ich bin da reingegangen und hab gedacht: „ Ach, ich war ja immer gut in Mathe, das wird kein Problem“. Aber wenn du da nicht der mega Crack bist, es gibt ja solche menschen, dann geh einfach woanders hin. Zum Beispiel an die htw, oder mach einen kombibachelor, da kann man sich um manche Kurse herumdrücken. Lieber eine Uni suchen, an der es praxisorientierter ist. Es hat eigentlich nichts damit zu tun ob du gut in der Schule in Mathe warst – es ist ein völlig anderes Niveau. Da würde ich eher sagen du fandest Chemie und Physik toll, du hast gute Chancen. Es ist einfach mega abstrakt. Dann doch lieber vorher gründlich informieren und woanders hin.