Positiver Antiperfektionismus –

mit dem Slogan trifft die Berlinerin genau ins Schwarze – Weiße, manchmal Graue. Die Taschen, Hoodies, T-Shirts und andere Accessoires gibt es nämlich in diesen Farben. Der Spruch ist so locker und ehrlich wie Berlin selbst. Kein Wunder also, dass er so gut ankommt.

Jana selbst ist nicht anders – locker, quirlig und einladend passt sie genau zu Ihrem Laden, sitzt in Berlin-Mitte in freundlicher Atmosphäre und verkauft dort nicht nur Kleidung und Accessoires mit dem Spruch, der sie bekannt gemacht hat, sondern designed fleißig nebenher neue Stücke. Dass zur Selbstständigkeit als Designerin aber noch viel mehr gehört als das und was sie sonst so treibt, seht ihr hier.

 

Also, ich bin ja auf die Idee gekommen, dich zu interviewen, weil ich neulich bei Karstadt war und da deine Sachen hängen gesehen habe – deine Kollektion, kann man das so sagen? Ich weiß nicht, wie viel du davon selber machst, mit der Herstellung etc.

Im Moment mach ich wenig selber, das ist ja dieser Punkt, wo ich in Zukunft hin will, ausschließlich designen. Wenn du selbstständig bist, so als Einzelunternehmen, musst du den Laden bezahlen, genauso die Miete zu Hause, außerdem eine  Krankenversicherung und am besten noch etwas Geld fürs Alter zurücklegen.

Also habe ich solche festen Kosten, die jeden Monat erst einmal durch meinen Verdienst reinkommen müssen, ja eigentlich wie ein Gehalt, das ich bei ‘nem Job kriegen würde. So viel muss ich damit verdienen. Und das schaff ich darüber, dass ich die T-Shirts einkaufe, bedrucke und verkaufe. Zwar mit meinen Designs, aber das würde ich nicht schaffen, wenn ich die T-Shirts jetzt auch noch selber nähen würde. Es gibt ja noch genug andere Sachen zu tun, nämlich den Vertrieb. Also alles verschicken, Rechnungen schreiben, auch Buchhaltung. Da bleibt dann so wenig Zeit zum Nähen. Das ist so schade, denn das ist das, was ich eigentlich machen will. Ich bin an einem Punkt, wo ich Geld in die Hand nehmen und sagen muss: So, das pack ich jetzt hier in meine Arbeit. Das ist ja auch ein Schritt, der ein Risiko birgt, das man eingehen muss.

Es ist aber auch so: Klar, freu ich mich, wenn ich auf der Straße jemanden sehe, der mein Shirt trägt. Es ist ja immerhin schon mal mein Design und darauf kann ich ja ruhig stolz sein.

Für den Spruch habe ich bisher super viel Aufmerksamkeit gekriegt in der Presse. Mir wurde bestätigt, dass ich da den Zeitgeist erkannt hätte und das ist dann auch etwas, was ‘ne Designerin ausmacht: Wenn man es schafft, etwas zu entwickeln, was die Leute wirklich gerade haben wollen. Nun möchte ich aber dahin, dass man sagt: Ok, mehr eigenes Design, das habe ich schließlich gelernt!

 

Mit dem Slogan „Is mir egal, ich lass das jetzt so!“ bist du ja bekannt geworden. Wie bist du auf den gekommen?

Also, ich war ja drei Jahre auf der Modeschule ESMOD und die war richtig hart. In dieser Zeit hatte ich praktisch gar kein Sozialleben mehr. Nebenher musste ich noch arbeiten, weil das ja alles auch Geld kostet, die ganzen Materialien und so. Meine Eltern haben’s jetzt nicht dicke…und irgendwann war dann der Punkt,  wo ich mir so dachte:  Okay, jetzt habe ich das Gefühl,  es wird langsam echt unmenschlich. Weißt du, wenn du so morgens um vier noch immer da sitzt und nähst, weil du am gleichen Tag um neun Uhr die Arbeit abgeben musst, dann denkst dir so: Oh nein, jetzt hast du dich gerade doch noch einmal vernäht, du müsstest es eigentlich wieder auftrennen aber sagst dir dann:

„Nee, ist mir egal, ich lass das jetzt so!“

Dieser positive Antiperfektionismus, der bedeutet auch mal: Selbstbewusst zu sein und zu sagen: Nee, ich mach jetzt nicht jeden Dreck, den ihr sagt. Irgendwo muss halt auch mal Schluss sein.

„DIESER POSITIVE ANTIPERFEKTIONISMUS, DAS BEDEUTET AUCH MAL SELBSTBEWUSST ZU SEIN UND ZU SAGEN: NEE, ICH MACH JETZT NICHT JEDEN DRECK, DEN IHR SAGT.“

Wie war denn so dein Werdegang?

Abitur in Berlin, bin in Schöneberg geboren und aufgewachsen in Lichtenrade, dann da aufs Gymnasium. Nach dem Abi bin ich auf die ESMOD gegangen, das ist eine private Modeschule in Kreuzberg. Dann war ich ein Dreivierteljahr  in New York, habe da als Assistenzdesignerin in zwei kleinen Firmen gearbeitet, weil die erste ziemlich schnell Pleite gegangen ist. Ja, dann bin ich wieder nach Berlin zurück, hab damals für zwei Jahre ‘nen Stoffladen aufgemacht, in New York hatte ich nämlich jemanden kennengelernt, der hat Stoffe verkauft, so restpostenmäßig von den Designern aus Europa und von dem hab ich die dann eingekauft.

Und wohin soll‘s gehen?

Also entweder bleibe ich wirklich hier und mache alles neu – hier kommen schon ein paar Touristen hin, aber es ist eben nicht Mitte. Dafür ist es nicht so teuer wie in Mitte. Aber entweder kommen die Leute dann hierher oder ich muss eben dahin, wo die Leute sind. Oder ich arbeite mehr online, da verkaufe ich ja mehr als im Laden. Ich bin bei DaWanda und damit verdiene ich eigentlich das Geld.

BackUp-Plan? So für die Zukunft?

Unternehmensberatung 😉 Während meiner Modeschulzeit hatte ich einen Praktikumsplatz bei Gruner+Jahr in Hamburg, denn ich wollte etwas machen, wo man Mode und Schreiben vereint. Dann kam aber doch alles anders und ich ging nach New York. Ich könnte mir vorstellen, einerseits meine ganzen Erfahrungen, die ich jetzt in den sechs Jahren als selbstständige Person, die ein Einzelunternehmen erfolgreich aufgebaut hat, weiterzugeben oder schriftlich zu fixieren.

Aber man muss auch sehen: Alles hat Vor-und Nachteile: Wenn du ‘n festen Job hast, hast du höchstwahrscheinlich auch einen Boss, der dir irgendwie sagt: „Näääh, das gefällt mir so nicht, mach mal anders, kannst du Samstag auch kommen blabahblah.“ Ich hab natürlich andere Freiheiten. Ich kann morgens sagen: „Och, ich geh mal vor der Arbeit ‘ne Runde schwimmen, ich fang heut mal erst um 11 an.“

Und als Angestellte hast du eben dieses fest stehende Gehalt und kannst nur bedingt aufsteigen. Ich habe grundsätzlich nach oben alles offen. Aber wie gesagt, alles hat seine Vor- und Nachteile. Man muss sich vor Augen halten: Was ist gut und was möchte ich? Und dieses Ziel muss man dann einfach verfolgen, halt alles offen.

Fotos: Bettina Bamberg