Budapester Studenten diskutieren über Visionen für eine nachhaltigere Zukunft.

Spätestens seit Fridays for Future ist klar: Jungen Menschen weltweit liegen unser Planet und seine Zukunft am Herzen – und sie wollen etwas bewegen. Wo Proteste nicht genügen und die Bemühungen des Einzelnen, umweltbewusster zu leben, nur der erste Schritt sind, sehen sich die meisten an einem Impasse. Die Message ist eindeutig: Wacht auf, wir müssen etwas ändern. Nur: Wie?

Donnerstagabend in der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität Budapest. Studenten treffen auf Künstler, Politiker, Unternehmer. Sie alle sind hier, um über das selbe Thema zu sprechen: Visionen für eine sauberere, grünere und nachhaltigere Zukunft.

Das vom Haus der Mentoren und der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer organisierte Event hat das Bestreben, eben dort anzusetzen, woran es jungen Menschen, die etwas bewegen wollen, oftmals mangelt: den Mitteln zur Umsetzung. Innovative Ideen junger Menschen sollen mit dem Erfahrungsschatz von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie finanzieller Unterstützung zusammengebracht werden. Dazu wurde die European Student Challenge ins Leben gerufen, deren Kick-off Event für die Jahre 2020-25 in der ungarischen Hauptstadt Einzug hielt. Bereits 2018 fand die erste European Student Challenge statt, damals noch ohne konkreten Fokus. Deutschlandweit wurden Studenten dazu aufgerufen, innovative Ideen für Produkte oder Dienstleistungen einzureichen, um diese mit Hilfe des Haus der Mentoren auszufeilen und auf den Weg zu bringen.

Auch die Gewinner der Vorjahre, Thomas Grübler (orora.tech) und Tsoni Vitkov (Smart Rad), sind an diesem Donnerstag dabei und unterhalten sich in der universitätsinternen Ceremony Hall angeregt mit den anwesenden Gästen. Beide haben Reden vorbereitet, berichten von ihren Erfahrungen und dem Mehrwert der Zusammenarbeit mit dem Haus der Mentoren. Den Budapester Studenten ist anzusehen: Es funktioniert tatsächlich – auch wir können etwas bewegen und von der Initiative profitieren.

Tsoni hatte fast aufgegeben, nachdem er sein Konzept an seiner Universität bereits bei mehreren Wettbewerben eingereicht hatte. Seine Idee des Smart Rads soll den Straßenverkehr revolutionieren und könnte Leben retten, doch die Bewerbungen blieben erfolglos. Dann wird er auf die European Student Challenge aufmerksam – er versucht es ein letztes Mal, diesmal mit Erfolg: Tsoni belegt den ersten Platz. „Der Preis ist viel mehr als nur Geld“, erzählt er an diesem Abend, „Die Kontakte, die man knüpft, der Erfahrungsschatz der Mentoren, die euch bei eurem Projekt unterstützen, sind der wahre Gewinn.“

Der Fokus der diesjährigen Veranstaltung: Nachhaltigkeit.

Die kommende Challenge steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Das Haus der Mentoren kooperiert hierfür mit den Künstlern J Henry Fair und Armin Völckers und zeigt im Rahmen einer Ausstellung ausgewählte Arbeiten zum Thema. Beide eint das selbe Ziel: die Verbindung zwischen Mensch und Natur aufzeigen und Studenten zum Handeln inspirieren, indem sie unseren Planeten und dessen Erhaltungswürdigkeit aus ihrer ganz individuellen Perspektive präsentieren.

Fairs Fotografien erzählen erschreckende Geschichten von Umweltsünden, die paradoxerweise schöner nicht anzusehen sein könnten. Satte, bunte Farben und abstrakte Muster ziehen sich durch seine Arbeiten, man möchte sie sich am liebsten ins Wohnzimmer hängen. Genau Fairs Intention:  „Das Thema Umweltschutz beschäftigt mich schon länger. Die Industrie ist auf dem falschen Weg. Also wollte ich Kunstwerke fertigen, die den Menschen zeigen, dass es ein Problem gibt – und in welchem Ausmaß. Und das auf eine Art und Weise, in der sie auch hinschauen wollen.“

Ähnlich auch Völckers’ Bilder. Intensive Farben, man kann nicht anders, als hinzusehen. Für seine Kunstwerke verwendete Völckers ausschließlich Materialien, die in seinem Studio bereits vorhanden waren. „Die Kunst sucht nach der Schönheit in allen Dingen und versucht den Menschen ein Bild davon zu geben, wieso wir auf der Welt sind und worum es im Leben eigentlich geht. Mit meinen Kunstwerken versuche ich, genau das darzustellen, zu zeigen, wie wunderbar und erhaltenswert unsere Welt ist.“

Innovation, Motivation, Kooperation

 

Als Georg von Habsburg, der seit 1992 in Budapest lebt und dort die Familie vertritt, von der Initiative hört, sieht er eine Chance für die ungarischen Studenten und vermittelt dem Haus der Mentoren Kontakte vor Ort, die es möglich machen, in Ungarn aktiv zu werden. Anwesend ist auch Mária Boros-Huber, Geschaftsführerin des Deutsch-Ungarisches Wissenszentrums als Vertreterin der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer. Die Zusammenarbeit ist für sie selbstverständlich und willkommen: „Das Haus der Mentoren und uns einen drei Grundsätze.“ so Boros-Huber, „Innovation, Motivation und Kooperation.“ Dinge, die nicht nur für das Gelingen der Initiative sondern auch die Zukunft unserer Welt essentiell sind.

Auch die nächsten Jahre legt die European Student Challenge den Fokus weiterhin auf das Thema Nachhaltigkeit und tourt mit ihrer Ausstellung durch 10 europäische Hauptstädte, um Studenten zu erreichen, die etwas in der Welt verändern wollen. Jedes Jahr werden von einer Expertenjury Gewinner bestimmt, die die Chance bekommen, ihre Visionen für eine nachhaltige Zukunft in die Tat umzusetzen und dabei nicht nur wertvolle Kontakte zu knüpfen, sondern zu lernen, zu wachsen und tatsächlich etwas zu bewegen. Für die teilnehmenden Studenten beginnt nun die erste Phase des Wettbewerbs und eine spannende Zeit, aus der sie nur profitieren können, sei es an Preisgeld oder wertvollen Erfahrungen. Oder, um es in Tsonis Worten vom Donnerstag zu sagen: „Man kann gar nicht verlieren. Wenn man fragt, bekommt man immer eine Antwort, die mindestens so gut ist, wie das, was man bereits weiß, aber in den meisten Fällen so viel besser.“