Der in Lübeck aufgewachsene Axel Kaiser zog nach seiner Ausbildung zum Automechaniker nach Berlin, um zu schauen was die Welt zu bieten hat. Heute ist er der Geschäftsführer der Firma DENTTABS. Er produziert ein Zahnpflegeprodukt, das mit Autos eigentlich gar nichts zu tun hat. Wir möchten von ihm wissen, wie sein Weg zur Selbstständigkeit war, welche Hürden er zu überwinden hatte und welche Tipps er für junge Unternehmer hat.

Guten Tag Herr Kaiser, vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehmen.

Wie kamen Sie dazu sich selbstständig zu machen? War das von Anfang an Ihr Ziel, oder waren es die Umstände, die Sie zum Unternehmertum führten?

Strenggenommen habe ich das schon viel früher gemacht, weil ich eine ganze Zeit nebenbei als freiberuflicher Computertechniker gearbeitet habe. Die große Selbstständigkeit, das, was ich seit 20 Jahren mache, war familiär bedingt, weil einer meiner drei Brüder in Singapur lebte und dort ein Dentallabor hatte. Er produzierte Zahnersatz, vor allem für Deutschland. Sein Vertriebspartner, hatte ihn damals im Stich gelassen, deshalb kam er zu mir und zu meinem Bruder Matthias Kaiser und bat uns, den Vertrieb in Deutschland zu machen. Wir haben ganz blauäugig angefangen, hier Zahnärzte anzusprechen und die dazu zu bewegen ihre Arbeiten bei uns in Singapur anfertigen zu lassen.

Leben Sie und Ihre Brüder von diesem Unternehmen?

Ja, wir und 30 weitere Mitarbeiter. Dann haben wir noch ein Partnerunternehmen, das inzwischen nicht mehr in Singapur, sondern in der Türkei ist. Dort arbeiten noch 150 Mitarbeiter.

Sind Sie mit Ihrer jetzigen Position zufrieden?

Zufrieden und erfolgreich, ja, aber der Weg war steinig. Hätte ich vorher gewusst, auf was ich mich einlasse, hätte ich die Finger davongelassen. Wir schlitterten mehrfach am Konkurs vorbei. Es gab große Aufs und Abs. Das große Pech kam 2008 als unser großer Bruder in Singapur starb. Wir mussten alles neu und an einem anderen Standort aufbauen. Das war schon eine ziemlich abenteuerliche Zeit.

Ihr Bruder kümmert sich um das Geschäft mit dem Zahnersatz. Sie möchten ein ungewöhnliches Zahnreinigungsprodukt namens DENTTABS im Markt etablieren. Wie kamen Sie darauf?

Das Ganze fußte auf einer Doktorarbeit eines unserer zahnärztlichen Kunden, Dr. Hendrik Eifler. Er promovierte damals bei Prof. Dr. Peter Gängler. Thema der Arbeit war, ein wasserfreies Zahnpflegemittel ohne jene Stoffe in der Zahnpaste herzustellen, die mit Zahnpflege als solches nichts zu tun haben und noch dazu jeden Morgen und jeden Abend die Schleimhäute angreifen.

Als die Doktorarbeit fertig war, haben wir einen Prototyp der Tablette hergestellt und Anfang 2000 unter dem Namen DENTTABS verkauft. Unser einziger Ansatz war, diese schädlichen Stoffe in der Zahnpasta nicht ins Blut kommen zu lassen.

Wie sind Sie vorgegangen?

Wir brauchten einen Hersteller und haben alle die dafür in Frage kommenden Unternehmen in Deutschland besucht. Keiner wollte die Idee umsetzen. Keiner ist darauf angesprungen, keiner. Wir waren sogar mit dem Produkt in London. Nachdem alle abgesagt hatten, entschieden wir uns die Tablette selbst zu produzieren.

Wow! Wie verkaufen Sie das Produkt? Momentan ist es ja noch recht unbekannt, oder?

Wir sind inzwischen seit rund 10 Jahren am Markt und haben nun einen guten Leumund. Wir finden immer mehr Fans. Sie finden unser Produkt in allen Apotheken in Deutschland. In vielen Bioläden und Unverpacktläden steht es im Regal.

Wir bekommen das Reinigen der Zähne mit Zahnpasta schon im Kindesalter beigebracht. Das wäre doch schon eine Umstellung auf Zahnpaste zu verzichten. Glauben Sie, dass ihr Produkt wirklich eine Chance hat?

Ja, das kann man an unserem – wenn auch sehr langsam – wachsenden Erfolgen sehen. Das Problem ist, wir sind damit aufgewachsen, genau wie Sie sagen. Das, was wir tun ist etwas Wichtiges und für die Gesundheit unumstößliches.

Darf ich fragen, wie hoch ihr Umsatz ist? Ist ihr Geschäft erfolgreich?

Wir hatten in diesem und im letzten Jahr um die 200 000 Euro Nettoumsatz mit DENTTABS.

Welche drei Tipps würden Sie jungen Startups oder denen, die es werden möchten, unbedingt mitgeben?

Ich habe so viele. Die meisten scheitern nicht an der falschen Idee, sondern daran, dass sie nicht rechnen können. Eine gute Idee zu haben, ist sicher gut, und bestimmt eine Voraussetzung, aber was mindestens genauso wichtig ist – wenn nicht sogar wichtiger – ist, zu verstehen, „wie funktioniert ein Unternehmen?“

Der zweite Tipp: durchhalten, nicht jammern! Es ist schwer! Es ist immer schwer! Es gibt in Berlin eine Initiative – der Name fällt mir gerade nicht ein – da geht es um das Scheitern. Da stellen sich Leute vor, die gescheitert sind. Man sollte sich nicht nur mit den erfolgreichen unterhalten, man sollte sich auch mit denen unterhalten, die es nicht geschafft haben, um zu lernen was man für Fehler machen kann.

Ihr dritter Tipp?

Durchhalten.

Auch „durchhalten“?

Immer noch durchhalten. Man darf sich nicht von seinem Ego überholen lassen, man muss verstehen, dass man keine Ahnung hat. Die eigene Blödheit ist das größte Hemmnis, wenn man nicht bereit ist, sie zu akzeptieren. Ich hatte von nichts eine Ahnung und musste alles erst einmal lernen. Aber dann hat es funktioniert.

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg mit Ihrem Produkt!

Bitte halten Sie uns auf dem Laufenden. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

(Das Interview führte Ayse Yildiz,  Bilder: Herr Kaiser Archiv: Denttabs)