DIE TEAMMITGLIEDER

Thomas Grübler, 27, Elektrotechnik Master (TUM), ist Geschäftsführer und verantwortlich für die gesamte Satelliten-/Technologieentwicklung.

Björn Stoffers, 34, studierter Volkswirt, kümmert sich bei ororoa.tech als zweiter Geschäftsführer um Finanzen, Vertrieb, Marketing und alles Organisatorische.

Florian Mauracher, 27, Computer Scientist, ist für die Entwicklung der Satellitensoftware zuständig. Florian schreibt auch gerade seine Masterarbeit über das Projekt und ist im Dezember fertig.

Rupert Amann, 24, schreibt aktuell seine Masterarbeit in Elektrotechnik an der TUM und ist verantwortlich für die Entwicklung der Satellitenelektronik.

Mit ihrer Projektidee, eingereicht unter dem Namen „orora.tech“, belegte das Team den 1. Platz bei der diesjährigen European Student Challenge.

Wie seid ihr denn auf die European Student Challenge aufmerksam geworden und wie habt ihr euch gefunden/zusammengeschlossen?

Thomas und Rupert haben zusammen an der TUM studiert und haben sich schon 2015 beim MOVE-II Projekt (https://www.move2space.de/) kennengelernt, dem CubeSat-Projekt an der TUM, auf der unsere Idee basiert. Florian hat bei dem Projekt die Software entwickelt und ist Anfang 2018 zu unserem Team dazugestoßen. Björn und Thomas haben sich im Mai 2017 auf der CUBE Tech Fair in Berlin kennengelernt, wo die Jungs als Studenten den Satelliten der Uni präsentiert haben. Da Thomas das Projekt gestartet hat und nach einem Wirtschaftswissenschaftler mit Raumfahrtenthusiasmus gesucht hat passte das optimal zusammen.

Auf den Wettbewerb wurden letzten Winter über einen Flyer in der Uni Mensa aufmerksam. Die grobe Idee, unser Satellitenprojekt auszugründen, hatten wir bereits vorher. Der Wettbewerb half uns, die Idee weiter zu konkretisieren und zu perfektionieren. Wir hatten sehr konstruktives Feedback beim Treffen mit den Mentoren in Frankfurt im April bekommen. Darauf aufbauend haben wir uns erfolgreich für das EXIST Gründerstipendium und den ESA Business Incubator beworben und arbeiten seit Anfang September in unserem Büro am Optiklehrstuhl der TUM.

 

Was ist eure Idee ist und worum geht es dabei genau. Was steckt hinter eurem Namen orora.tech?

orora.tech steht für Orbital Oracle Technologies. Wir dachten da an Orbit (die Umlaufbahn in der ein Satellit um die Erde fliegt), an das Orakel für die Vorhersage und Technologie, um uns von den vielen Software Startups abzugrenzen. Die Abkürzung “orora” erinnert gleichzeitig phonetisch an “Aurora” und soll unsere Faszination für die Erdatmosphäre unterstützen.

Für präzise Wettervorhersagen braucht man sehr gute komplexe Wettermodelle und ein riesiges Netzwerk an Sensoren. Auf dem Boden, dem Wasser, in der Luft, aber vor allem kommen viele wichtige Daten von Wettersatelliten. Es gibt zwei Arten: geostationäre stehen fix über einem Punkt am Äquator in 36.000 km Entfernung (weit weg), haben daher eine niedrige Auflösung und können Richtung Nord-/Südpol nur noch verzerrte Aufnahmen machen. Dann gibt es noch solche in naher Umlaufbahn, die in 800-1000 km Höhe in 1,5 Std um die Erde kreisen. Die machen sehr gute Aufnahmen, brauchen aber oft Tage um den selben Punkte wieder abzudecken. Das ist ungünstig für aktuelle Wetterberichte.

Da kommen wir ins Spiel. wir bauen eine Konstellation von 100 Nanosatelliten (10x10x33cm³) mit Multispektralkameras, die jeden Punkt auf der Erde mehrmals pro Stunde in guter Auflösung (vor allem mit Wärmebildkameras) aufnehmen. Dadurch können wir eine Menge neuer und hochqualitativer Wetterdaten einstreuen, das Ganze zu einem Top-Preis: unsere gesamte Konstellation wird rund 50 Mio. € kosten, ein einziger großer Satellit liegt bei 500 Mio. € aufwärts!

Wie um Himmels Willen ist euer Angebot soviel günstiger?

Die großen Satelliten sind Wunderwerke der Technik, finanziert von Steuergeldern, betrieben von den großen Organisationen (In Europa EUMETSAT) und decken alle Spektren des Lichts ab. Wir bauen super effizient: kleine Satelliten, nur die wichtigsten Wellenlängen abdecken, dadurch dass wir viel näher an der Erde sind als die großen geostationären Satelliten brauchen wir keine so großen und perfekten Sensoren. Und wenn einer unserer Satelliten ausfällt: macht nichts. Natürlich werden alle ausführlich durch Tests gehen um überhaupt starten zu können, aber wir entwickeln ständig flott weiter. Oder anders gesagt: ein Rolls Royce ist ein geniales Gefährt. Aber wenn du schnell 100 Leute von A nach B in der Stadt bringen möchtest sind 100 Hollandräder einfach manchmal eine gute Lösung. Und zusammen immer noch viel günstiger.

Gehen wir davon aus, eure geplante Konstellation ist implementiert, up and running, alles funktioniert wie es soll. Was für Ergebnisse kann ich mir dann davon erhoffen? Kann ich mich dann zu 99,99999999% auf den Wetterbericht verlassen? Oder tun sich dann plötzlich noch ganz andere Möglichkeiten auf?

Nein. Wetter ist zu komplex, wenn man sich das ganze chaostheoretisch anschaut wird es irgendwann unmöglich, eine perfekte Vorhersage zu machen. Das kennt man ja mit dem Butterfly Effect.

Aber die Vorhersagen werden pro Jahrzehnt etwa einen Tag genauer. Also heute ist die 7-Tage-Vorhersage so gut wie vor 20 Jahren die für 5 Tage. Unsere Daten können sicherlich einen guten Input liefern, aber machen nur einen kleinen Teil dieser globalen Analysemodelle aus.

Dennoch können wir uns optimistischerweise vorstellen, dass unsere Konstellation wenn voll einsatzfähig und optimal ausgewertet durchaus die Genauigkeit um einen halben Tag verbessern könnte.

Wie war denn die Zusammenarbeit mit den Mentoren für euch bisher?

Als Mentor wurden uns Prof. Köbberling (Prof. im Ruhestand aus dem Bereich Wirtschaft) und Dr. Tom Grom-Keßler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zur Seite gestellt. Wir hatten Mitte April ein Treffen mit allen Mentoren und einigen Leuten vom Wettbewerb in Frankfurt, wo wir uns kennenlernten. So ein persönliches Treffen war sehr hilfreich für den Start. Dann hatten wir regelmäßige Telefonate und E-Mails um Feedback für die Anträge und den Businessplan zu bekommen.

Habt ihr von der Zusammenarbeit profitieren können? Ihr scheint ja schon so mega vorbereitet und organisiert zu sein, da scheint es ein wenig so als bräuchte es nicht mehr viel input.

Es kann selten zu viel Input geben. Unser Weg fängt gerade erst an und wir müssen noch eine Menge lernen, die Zusammenarbeit hat uns auf jeden Fall geholfen!

Zu guter Letzt: Worin fließt das Preisgeld als erstes?

In eine Kaffeemaschine. Und den ersten Werkstudenten.

Vielen Dank an Thomas, Björn, Rupert und Florian für das aufschlussreiche Interview!

 

Fotos: Bettina Bamberg